Abwehrkräfte gezielt stärken
Die 5 Wandlungsphasen in der chinesischen Medizin folgen dem Zyklus der Jahreszeiten. Wir befinden uns um den 21/22 September mitten im Herbst, im Metallelement. Auf körperlicher Ebene entsprechen dem Metallelement die Organfunktionen von Lunge und Dickdarm, sowie die Haut. Die Lunge ist die „Meisterin des Qi“ und ist unter anderem für die Wasserwege im Köper zuständig.
Sie verteilt auch das so genannte „Abwehr-Qi“ oder „Wei-Qi“, das unseren Körper vor schädlichen Einflüssen von außen schützt.
Die Lunge und das Abwehr-Qi stärken
Das Abwehr-Qi entspricht dem westlichen Immunsystem. Es wird mit Hilfe von Ursprungsenergie aus den Nieren, dem Nahrungs-Qi aus Milz/Magen und dem Atem-Qi aus der Lunge gebildet. Die Lunge verteilt es im Körper, wo es knapp unter der Haut zirkuliert und ein Schutzschild nach außen bildet.
Um das Immunsystem zu stärken empfiehlt die TCM für die Lunge vor allem Körperübungen wie Qi Gong oder Tai Qi oder einfach Bewegung an der frischen Luft.
Auch die Lebensweise, sollte der Jahreszeit angepasst werden. Das bedeutet, dass nach der Aktivitätsphase des Sommers (Yang) nun wieder längere Regenerationszeiten notwendig sind, um das Yin zu nähren. Wir stärken unser Immunsystem daher auch im Schlaf und indem wir ausreichende Ruhe- und Erholungsphasen einlegen.
Auf die richtige Zubereitungsart kommt es an
Die klimatischen Faktoren, die uns im Herbst zu schaffen machen, sind Nässe, Kälte und Wind. Um uns davor zu schützen sind wärmende Zubereitungsarten empfehlenswert. Das sind Zubereitungsarten wie backen, schmoren, braten oder mit wärmenden Gewürzen und Alkohol kochen.
Ein warmes Frühstück, z.B. Haferflockenporridge erfüllt diese Anforderung optimal. Hafer wirkt wärmend und anregend und liefert als Frühstück ausreichend Energie für den Mittleren Erwärmer.
In der chinesischen Ernährungslehre geht man davon aus, dass Nahrung, die bereits mit Körpertemperatur im Magen landet, am meisten Energie liefert und am leichtesten vom Körper verwertet werden kann.
Rohkost, thermisch kalte Nahrungsmittel wie Joghurt, Zitrusfrüchte, Bananen, Melonen, Gurken, Tomaten und weißer Zucker benötigen mehr Energie um vom Körper erwärmt zu werden. Sie kühlen und schwächten damit den Mittleren Erwärmer auf die Dauer. Die Folge davon sind oft wiederkehrende Infekte, Verdauungsbeschwerden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Kälte im Verdauungstrakt.
Power Food fürs Immunsystem
Eine Reihe von Nahrungsmitteln sind in der chinesischen Medizin seit langem im Einsatz um die Abwehrkräfte zu stärken. Viele dieser Lebensmittel wurden auch von der Wissenschaft genauer unter die Lupe genommen, um herauszufinden, warum gerade sie entzündungshemmend oder gegen Viren, Bakterien oder Pilze wirken. Ich finde es sehr stimmig, dass beide Systeme zum selben Schluss kommen, wenn auch jedes auf seine eigene Art.
Meine Favoriten für die Stärkung des Immunsystems sind:
Ingwer:
In der chinesischen Medizin gilt er als erwärmend und wird besonders bei einer beginnenden Infektion, wenn Kälte vorherrscht, eingesetzt. Er stärkt die Lunge und das Milz Qi, öffnet die Oberfläche, sodass Wind-Kälte, die gerade erst in den Köper eingedrungen ist, vertrieben werden kann. Er wirkt außerdem gegen Übelkeit und Völlegefühl. Am besten frisch als Ingwertee tinken (kochen Sie ein paar Scheiben Ingwer ca 10 Minuten in heißem Wasser und süßen Sie mit Honig) oder geriebenen Ingwer regelmäßig beim Kochen verwenden.
Ingwer ist wegen seiner warmen Thermik nicht zu empfehlen, wenn bereits Fieber ausgebrochen ist oder wenn Yin Mangel, Hitze oder Trockenheit vorherrschen. Das heißt, wenn Sie unter Nachtschweiß oder akutem trockenem Husten leiden, ist Ingwer ungünstig.
Birnen, Nüsse und Samen:
In diesem Fall empfehle ich Säfte spendende Lebensmittel, die das Lungen Yin unterstützen. Das ist im Herbst vor allem die Birne in Form von Kompott oder Birnenmus oder warmer Birnensaft.
Nüsse, ganz besonders Mandeln, sind ausgezeichnete Yin Tonika. Walnüsse, Mandeln, schwarzer und weißer Sesam, sowie Pinienkerne nähren vor allem das Yin von Lunge und Nieren.
Der liebe Kohl:
Kohl- und Krautgewächse enthalten eine hohe Menge an Vitamin C und stärken nicht nur die Immunabwehr, sondern wirken auch krebshemmend.
Bauen Sie im Herbst und Winter öfters Brokkoli, Grünkohl, Rotkraut, Kohlsprossen oder Weißkraut in den Speiseplan ein. Kohlgewächse stärken die Mitte (Milz/Magen). Rotkraut und Brokkoli nähren außerdem das Blut, welches in der TCM als „die Mutter des Qi“ gilt und daher ebenfalls wichtig für unser Immunsystem ist.
Um die blähende Wirkung von Kohlgewächsen zu reduzieren, bereiten Sie sie am besten mit Kümmel, Fenchelsamen, Lorbeerblättern, Koriander, Kurkuma oder Ingwer zu.
Wo Honig ist, da ist Gesundheit:
Honig wird in der westlichen Medizin seit jeher bei Husten, Halsschmerzen und grippalen Infekten eingesetzt, weil er entzündungshemmend, antibakteriell und virenhemmend wirkt. Seine antioxidativen Eigenschaften stärken das Immunsystem.
In der TCM wird Honig eingesetzt, um trockenen Husten zu stillen, um die Lunge zu befeuchten und Halsschmerzen zu lindern oder Heiserkeit zu bekämpfen. In Honig gedämpfte Birnen sind eine besonders schmackhafte Medizin.
Kurkuma – Gelbwurz
Kurkuma färbt nicht nur gelb, sondern hat auch beeindruckende gesundheitsfördernde Eigenschaften, die vor allem in der aryuvedischen und chinesischen Medizin zum Einsatz kommen.
Kurkuma gehört zur Geschmacksrichtung bitter und ist vom Temperaturverhalten neutral bis warm. Es wirkt vor allem positiv auf die Leber und unterstützt die Fettverdauung, Entschlackung und Blutreinigung.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass Kurkuma entzündungshemmend und krebshemmend wirkt. Er wird zur Stärkung des Immunystems und zur Vorbeugung von Krebserkrankungen, sowie begleitend zur Krebstherapie empfohlen. Die Bioverfügbarkeit erhöht sich, wenn er in Fett angebraten wird. Traditionell werden Currymischungen daher gemeinsam mit Zwiebeln und Knoblauch in Fett angeröstet. Geben Sie immer auch etwas Pfeffer hinzu, da er ebenfalls die Wirkung von Kurkuma erhöht.
Kurkuma wirkt außerdem günstig bei Druck im Oberbauch, Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen und Aufstoßen, sowie gegen Arthritis und Arteriosklerorse.
Radix Astragalus
Tragantwurzel wird sie in der europäischen Medizin genannt, Huang Qi in der chinesischen Medizin. Die Tragantwurzel stärkt neben dem Milz Qi vor allem das Abwehr Qi und wird bei Atemwegsinfektionen eingesetzt. Sie wirkt auf Milz und Lunge und ist thermisch leicht warm und süßlich im Geschmack. Die Tagesdosis beträgt 9-60 Gramm. Kochen Sie die Wurzel am besten in einem Teefilter in einer Suppe mit und entfernen sie sie vor dem Verzehr.
Sie wirkt außerdem blutverdünnend und krebshemmend und wird während der Chemo- und Strahlentherapie empfohlen, um die Nebenwirkungen zu lindern.
Die geheimnisvolle Welt der Pilze
Die chinesische Medizin kennt mehr als 70 Arten von Heilpilzen. Sie werden wegen ihrer antioxidativen Wirkung vor allem zur Stärkung des Immunsystems, zur Verlangsamung des Alterungsprozesses, in der Krebstherapie oder um Stress abzubauen, eingesetzt.
Champignons
Der Champignon stärkt und schützt die Leber und wird als Prävention von hormonabhängigen Krebsarten empfohlen, sowie bei erhöhten Blutfettwerten und bei erhöhtem Bluthochdruck. Champignons wirken erfrischend, beruhigen Hitze und bekämpfen Trockenheit. Sie helfen trockenen Husten oder zähem Schleim zu bekämpfen.
Shiitake – Pilz
Der Shiitake Pilz wird als „König der Heilpilze“ bezeichnet und kann sowohl als schmackhafter Speisepilz, als auch in getrockneter Form genossen werden. Er hat eine besonders stärkende Wirkung auf das Immunsystem. Außerdem wirkt er blutdrucksenkend, blutfettsenkend und unterstützt das Herz-Kreislaufsystem. Er wird weiters zur Unterstützung in der Brustkrebstherapie eingesetzt.
Reishi – Glänzender Lackporling
Ling Zhi (Japanisch: Reishi ) wird in der TCM als „Göttlicher Pilz der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Er gilt in Asien als lebensverlängernd. Er stärkt das Immunsystem, verlangsamt den Alterungsprozess, wirkt beruhigend und hilft gegen Schlafstörungen, sowie bei Wechselbeschwerden. Außerdem wird er bei Atemwegserkrankungen, wie Bronchitis und Rhinitis empfohlen.
Wer mehr über die faszinierende Welt der Heilpilze und deren Einsatz beim Kochen erfahren möchte, besucht am besten am 13.10.2016 den Kochworkshop und Vortrag Genuss und Medizin – Heilpilze mit Mag. Eva Fauma von 18:00 – 22:00h im Kochstudio „die Pause“.