Wenn es einen Grundsatz in der chinesischen Medizin gibt, den ich für besonders heilsam und wirkungsvoll halte, dann ist es jener, regelmäßig ein energiereiches, warmes Frühstück zu verzehren. Die Frühstückszeit sollte möglichst in die Hochzeit von Milz und Magen fallen, also zwischen 07:00h und 11:00h morgens, denn da läuft unser Stoffwechsel auf Hochtouren.
Ich weiß schon, es gibt jetzt auch die gegenteilige Tendenz, nämlich das Frühstück auszulassen und erst mit dem Mittagessen in den Tag zu starten, um die 14- 16 Stunden Intervallfasten zwischen spätem Abendessen und der nächsten Mahlzeit einhalten zu können.
5 gute Gründe für ein warmes Frühstück
Aus TCM Sicht, ist weder spätes Abendessen noch das Weglassen des Frühstücks sinnvoll. Zwischen 19:00h – 21:00h ist die energetisch müde Zeit des Magens und anschließend von 21:00h – 23:00h die „müde“ Zeit der Milz. Nach 19:00h verlaufen Stoffwechselprozesse viel langsamer und die Nahrung liegt schwerer im Magen. In diesem Zeitraum beschäftigt sich der Körper optimalerweise schon mit der Regeneration.
Wenn wir morgens und am Vormittag fit sein und ein wohlig warmes Gefühl im Bauch haben wollen, ist es eher ratsam, das Abendessen vor 19:00h einzunehmen und in der Früh nach 12 – 14 Stunden Essenspause mit einem „Qi- reichen“ Frühstück in den Tag zu starten. Idealerweise eine gekochte, warme Mahlzeit.
Sie hilft Menschen, die morgens schwer in die Gänge kommen, die unter Kälte, Verdauungsproblemen und/oder Gewichtsproblemen leiden, wieder in ihre Mitte zu kommen und Qi aufzubauen. Interessanterweise hilft eine energiereiche Mahlzeit am Morgen auch beim Abnehmen. Insofern, als dadurch der Heißhunger am Vormittag nach Süßem oder Fettigem gar nicht erst aufkommt.
Die ideale Frühstücksvariante macht dich für die nächsten 4-5 Stunden satt und zufrieden und stellt die notwendige Energie zur Verfügung, um dich zu konzentrieren und deine Leistung erbringen zu können. Das warme Frühstück kommt daher auch besonders Schülern und Studenten zugute.
Gerade im Winter trägt das warme Frühstück dazu bei, dich vor Kälte zu schützen und stärkt damit dein Immunsystem, das ja zum Großteil im Darm sitzt.
Wenn du jetzt sagst:“Ja eh, aber ich habe ja in der Früh keine Zeit was zu kochen und außerdem fällt mir nichts ein, was ich frühstücken könnte außer Brot und Gebäck“, dann ist mein heutiger Beitrag genau richtig für dich.
Wir alle haben verschiedene Bedürfnisse, Geschmacksvorlieben und fühlen uns von ganz unterschiedlichen Gerichten genährt. Daher will ich dir heute 50 warme Frühstücksvarianten vorstellen, aus denen du diejenigen auswählen kannst, die dir guttun und schmecken.
Der Klassiker aus Asien – die Suppe
In China ist es selbstverständlich morgens eine Reissuppe, das heißt in viel Wasser gekochten Reis mit Gemüse oder auch Fleisch oder Fisch zum Frühstück zu verzehren. Das nennt sich „Reiscongee“ (Zhou) wird aber je nach Jahreszeit und Typ auch mit anderen Getreidearten wie Hirse, Gerste oder Buchweizen zubereitet oder mit Hülsenfrüchten gemischt. So gibt es im Sommer Congees mit Mungbohnen, Sojabohnen und Gerste, weil sie Hitze reduzierend wirken und im Winter fügt man Azukibohnen zum Reis hinzu.
In Japan ist die Misosoppe oder die Dashibrühe ein Frühstückklassiker. Die Dashibrühe besteht aus Kombualgen und Bonitoflocken (aus Thunfisch) und ist im Handumdrehen fertig. Für die vegetarische Variante verwendest du getrocknete Pilze, die ebenfalls den Umamigeschmack bilden. Die Dashibrühe wird mit Miso (entweder fermentiertes Getreide oder Soja) sowie Gemüse und Pilzen angereichert.
Wenn du unter Qi-, Blut-, oder Yangmangel leidest ist eine Kraftsuppe ein idealer Einstieg in den Tag. Lang gekochte Hühner- oder Rinderkraftbrühe wärmt von innen und füllt Qi und Blut wieder auf. Auch eine Gemüsesuppe wird durch die Beigabe von chinesischen Kräutern zur Kraftsuppe. In Apotheken, die TCM Kräuter führen, gibt es fertige Kräutermischungen für Kraftbrühen, die man in der letzten halben Stunde in der Suppe mitkocht und anschließend entsorgt.
Das Frühstück für die Eiweißtiger
Du brauchst in der Früh gleich mal den kräftigen Umamigeschmack und liebst den Geruch von gebratenem Speck mit Eiern? Nur zu, es gibt unendlich viele Arten von Eiergerichten. Wechsle öfter mal ab, probiere Rühreier mit unterschiedlichen Komponenten, sie sind im Handumdrehen fertig. Im Winter mische Pilze und Frühlingszwiebeln unters Rührei, sie stärken das Immunsystem. Im Sommer nähre mit erfrischenden Zutaten, wie Zucchini, Paprika oder Tomaten in Kombination mit Eiern dein Yin und die Säfte.
Am Wochenende könntest du dich auch mal an Eggs Bendikt versuchen, die zugegebenermaßen etwas aufwendiger sind, aber köstlich schmecken. Die nahöstliche „Shakshuka“, ein würziges Eiergericht mit Tomaten und Paprika ist ebenfalls ein Frühstückshit.
Für diejenigen, die morgens den süßen Geschmack bevorzugen, sind Crepes, Palatschinken, Waffeln oder Pancakes in Kombination mit Beeren oder anderen Früchten, sowie Nüssen oder Pinienkernen eine gute Alternative zum Marmeladebrot.
Das Getreide-Frühstück
Ein Frühstücksbrei aus Getreide, in Kombination mit süßen oder pikanten Komponenten macht diejenigen satt, die Kohlenhydrate als Brennstoff gut verwerten können. Wenn du nach einem Getreidebrei ziemlich rasch wieder Hunger bekommst, kannst du ihn entweder mit Ei oder anderen eiweißhältigen Komponenten, wie Nüssen, Käse, Fisch oder Fleisch kombinieren oder du steigst auf ein Eiergericht, wie oben beschrieben, um.
Der Getreidebrei lässt sich morgens besonders rasch aus Haferflocken, Dinkelflocken, Couscous, Polenta, Grieß, Buchweizen oder Tsampa (geröstetes Gerstenmehl) herstellen.
Je nach Geschmack kochst du dein Getreide entweder in Wasser, Getreidemilch oder verdünnter Milch von Kuh, Schaf oder Ziege. Wichtig ist nur, dass das Getreide durchs Kochen leichter verdaulich wird.
Der klassische Porridge aus Haferflocken wird gerne mit Früchten, Nüssen und Joghurt kombiniert. Wenn das Joghurt der Tupfen auf dem Brei ist, lass es dir schmecken, aber bitte rühre nicht ungekochte Hafer- oder andere Getreideflocken mit kaltem Joghurt an. Das ist die ungünstigste Art Getreide zu sich zu nehmen, da so ein Brei sehr schwer verdaulich ist und Kälte und Nässe im Verdauungstrakt fördert.
Wenn du deine Flocken nicht kochen kannst oder möchtest, dann weiche sie wenigstens über Nacht in Wasser ein (Bircher Müsli) und übergieße sie am nächsten Tag mit etwas heißer Flüssigkeit.
Die süße Version des Getreidebreis lässt sich mit frischen Früchten, Nüssen, Sesam, Mohn, Sonnenblumenkernen und Trockenfrüchten, sowie mit Leinöl aufpeppen.
Die pikante Version, etwa aus Hirse, Quinoa oder Reis kannst du mit saisonalem Gemüse, Pilzen, Tofu, Sojasauce, Sesamöl, Kräutern und Sprossen besonders gut ergänzen.
Die exotischen Frühstückvarianten
Für diejenigen, die jetzt noch immer nicht das Frühstück nach ihrem Gusto gefunden haben, hätte ich noch ein paar Anregungen aus anderen Ländern.
Das mexikanische Frühstück besteht meist aus Bohnen, Tomaten und Maistortillas, eine besonders üppige Variante sind „Huevos Rancheros“, wo Bohnen, Tomaten, Avocados, Chilis in Kombination mit Ei und Tortillas gereicht werden.
In Israel findest du am Frühstücksbuffet neben der Shakshuka auch die typischen Vorspeisengerichte, die als „Mezze“ bezeichnet werden. Von Taboulé über Humus, Tahine, Falaffel, Gefüllte Weinblätter, Rote Rüben, Gebratenes Gemüse, wie etwas Süßkartoffeln, Kürbis, Auberginen oder Zucchini. Natürlich wird dazu auch Pitabrot gereicht, aber es spielt nie die Hauptrolle, sondern ergänzt die vielfältigen Komponenten.
Und wenn du mir jetzt sagst, deine Kochkünste reichen aber leider nur für Marmeladetoast oder Schinken-Käsebrot zum Frühstück, dann hilft nur noch eins:
Komm in meinen nächsten Frühstückkochkurs, wo wir gemeinsam einen 5- Elemente Brunch zubereiten und genießen werden. Melde dich gleich an unter office@diepause.