Das Herz ist in der TCM der Sitz des Geistes (Shen) und wird als Kaiserorgan bezeichnet. Es ist das Zentrum des Bewusstseins. Der reine Ausdruck des Herzens ist die Freude und die selbstlose Liebe. Die gesunde Energie des Herzens zeigt sich in einem klaren und strahlenden Blick und lässt uns neugierig und offen auf das Leben und unsere Mitmenschen zugehen. Darüber hinaus können sich Menschen mit starker Herzenergie gut ausdrücken und damit auch andere überzeugen. Denn, wie es TCM-Experten zu formulieren pflegen: „Das Herz öffnet sich in die Zunge und gibt der Stimme ihre Qualität.“
Wenn wir nicht gerade unter Liebeskummer oder einer Herz-Kreislauferkrankung leiden, denken wir über den Zustand unseres Herzens wenig nach. Damit das Herz die Harmonie zwischen Geist und Körper aufrecht erhalten kann, braucht es aber Pflege und Schutz. Mit der TCM Ernährung stärken Sie die Herzenergie und den Geist.
Das Herz ist dem Feuerelement zugeordnet, das im Sommer seine Blütezeit erreicht. Die positiven Eigenschaften des Feuerelements zeigen sich in den reifen Früchten, in der Freude und Leichtigkeit des Sommers. Wie dem Menschen die warmen Temperaturen, so kann es aber auch dem Herzen zu viel der Hitze werden. Dann wird der Geist unruhig. Das kann dazu führen, dass wir schlecht schlafen, uns nicht mehr konzentrieren können, Herzklopfen bekommen, vergesslich werden und uns erschöpft und rastlos fühlen. Hitze setzt dem Herzen auch in Form von „heißen“ Emotionen zu. Das sind z.B. Ärger, Wut, Hass, Neid, Eifersucht und Begierde. Auch unser moderner Lebensstil, der mit Stress, hohem Medienkonsum und exzessiver Bildschirmarbeit einher geht, schafft Hitze im Körper, die das Herz angreift.
Wenn Sie überprüfen wollen, ob in Ihrem Körper ein Zuviel an Hitze herrscht, werfen Sie in der Früh vor dem Frühstück und vor dem Zähneputzen einen Blick auf Ihre Zunge. Ist sie besonders rot, vor allem an der Zungenspitze (diese ist dem Herzen zugeordnet) oder finden sich markante rote Punkte an der Oberfläche, deutet dies auf Hitze im Körper hin. Als Ursache dafür kommen vor allem heiße Emotionen, heiße Gewürze und Lebensmittel, Stress, Überarbeitung und Schlafmangel in Frage.
Wir können wir das Herz erfrischen und einen kühlen Kopf bewahren?
Die TCM Ernährung hat einige Tipps parat um die Hitze im Körper zu reduzieren. Das betrifft sowohl die Wahl der Lebensmittel als auch deren Würze und Zubereitung.
Ideal für den Sommer sind erfrischenden Zubereitungsarten wie Dämpfen, Dünsten oder Blanchieren. Ersetzen Sie Fettes, schwer Verdauliches und Frittiertes durch kurz gebratene Gerichte mit frischen Zutaten! Wenn Sie auf stark erhitzende Zubereitungsarten wie Grillen oder im Rohr schmoren nicht verzichten wollen, empfehle ich mit Rohkost in Form von Salaten und Joghurtsaucen einen erfrischenden Ausgleich zu schaffen.
Der Botschaftsgeschmack des Herzens ist bitter. Eine kleine Menge an Bitterstoffen regt das Herz an und stärkt es, zu viel kann es schädigen. Der bittere Geschmack in thermisch kühlen Nahrungsmitteln senkt Hitze ab und leitet sie aus. Im Sommer sind daher Salate wie Ruccola, Endivie, Radicchio und andere frische Blattsalate vor allem bei Hitzezeichen zu empfehlen. Ideal ist Salat in Verbindung mit einer leichten warmen Mahlzeit.
Die frischen Kräuter aus dem Feuerelement, wie Oregano, Rosmarin, Thymian und Basilikum entfalten im Sommer ihr volles Aroma. Ihre verdauungsfördernde Wirkung macht sie in der Küche unentbehrlich. Sie sind von der Thermik her warm und daher als Begleiter zu thermisch kalten Gerichten, wie z.B. Mozarella mit Tomate, perfekt.
In jedem Gericht sollte eine kleine Menge Feuer stecken. Kurkuma (auch Gelbwurz genannt) ist der gelbe Bestandteil von Currymischungen und tut dem Herzen und der Leber gut, da es als blutreinigend und entzündungshemmend gilt. Kurkuma ist von der Temperatur her warm und wird idealerweise mit thermisch kühlen Lebensmitteln kombiniert.
Kaffee, schwarzer und grüner Tee sind dem Feuerelement zugeordnet und wirken absenkend, was die Verdauung fördert. Außerdem wirken sie anregend auf den Geist. Kaffee wirkt eher wärmend, schwarzer Tee neutral und grüner Tee kühlend. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie austrocknen. Das ist vor allem bei Blutmangel und Magenhitze zu beachten. Achten Sie daher auf die Menge. Bei chronischen Schlafstörungen rate ich auf beruhigende Tees wie Hopfen, Melisse, Johanniskraut oder Lavendel umzusteigen.
Alkohol ist ebenfalls dem Feuerelement zugeordnet und wirkt in kleinen Mengen anregend auf das Herz Qi. Während der Rotwein wärmt, wirkt das Bier kühlend und durch den Hopfen auch beruhigend. Hier macht vor allem die Dosis das Gift, denn Alkohol zerstreut das Qi (die Energie) und ist somit ein Energieräuber.
Das Herz regiert das Blut und die Blutgefäße:
Mit dem Feuerelement und dem Herzen sind die Farbe Rot und das Blut untrennbar verbunden. Das Herz hat die Aufgabe, das Blut im Körper zirkulieren zu lassen. Das Qi (die Energie des Herzens) bewegt Blut in den Blutgefäßen. Damit wir ruhig schlafen können, ist es wichtig, dass genügend Blutgebildet wird. Blut dient auch als Kühlflüssigkeit für den Körper und sorgt nachts dafür, dass der Geist des Herzens zur Ruhe kommt. Speziell für das Blut hat die TCM Folgendes auf Lager:
Wer unter Schlafstörungen leidet, nachts aufwacht und von Schweißausbrüchen geplagt wird, bedient sich am besten der kühlenden und beruhigenden Wirkung von Salbei-, Pfefferminze-, Frauenmantel-, Holunderblüten- oder Melissentee. Eine beliebte Teemischung vor dem Schlafengehen besteht aus gekochten Weizenkörnern (da Weizen kühlt), Süßholzwurzel und chinesischen roten Datteln zu gleichen Teilen.
Rote Beeren und Früchte wie Erdbeeren, Himbeeren, Ribiseln, Kirschen, Brombeeren und Heidelbeeren erfrischen das Herzblut. Melonen, Bananen, Zitrusfrüchte und Ananas haben kühlenden Charakter und sind im Sommer als Obstsalat, gewürzt mit wärmenden Gewürzen wie Zimt und Kardamom zu empfehlen. Melonenkompott ist im Sommer ein guter Begleiter zu einem warmen Frühstücksbrei.
Fleisch wird in der TCM zur Qi- und Blutstärkung empfohlen, allerdings immer nur in kleinen Mengen; 1-2 Mal pro Woche ist völlig ausreichend. Verzichten Sie Im Sommer auf wärmende Fleischsorten wie Lamm und Wild. Statt dessen empfehle ich öfter frischen Fisch aus heimischen Gewässern auf den Speiseplan zu setzen (Bezugsquellen: www.biofisch.at oder www.kalkalpenfisch.at)
Für Vegetarier empfehle ich die rote Rübe als Bluttonikum. Ob als Carpaccio, Salat, im Risotto oder als roter Rübensaft bleibt Ihnen überlassen. Quinoa, Amaranth, Buchweizen und Roggen, sowie grüne Gemüsesorten wie Spinat, Mangold und Brokkoli unterstützen ebenfalls die Blutbildung. Genauso wie die Petersilie und die Petersilienwurzel, als frische Blätter auf den Speisen, als Tee oder als Wurzelgemüse. Zur Blutreinigung eignet sich die Brennnessel hervorragend (allerdings nicht bei Histaminintoleranz). Probieren Sie doch mal eine Brennnesselsuppe!
Die chinesische Angelikawurzel (Dang Gui oder Radix Angelicae Sinensis) gilt in der TCM als besonders wirkungsvolles Bluttonikum. Eine Tagesmenge von 3-15g kann in Tees, Suppen oder Eintöpfen mitgekocht werden. Sehr empfehlenswert nach einer Geburt, um wieder zu Kräften zu kommen.
Die TCM Ernährung empfiehlt außerdem die Gojibeere (Bocksdornfrucht oder Wolfsbeere) zum Blutaufbau. Die Trockenfrüchte haben ein warmes Temperaturverhalten und sollten ungeschwefelt genossen werden, da sie sonst Hitze erzeugen. Die Gojibeere passt gut in den Frühstücksbrei, kann aber auch als Tee, z.B. in Verbindung mit der chinesischen Angelikawurzel zubereitet werden.
Ältere Menschen leiden oft unter Qi-Mangel des Herzens, der sich in Freudlosigkeit, leiser Stimme und Kurzatmigkeit zeigt. Sehr gute Herztonika sind Weißdornfrüchte, Ginko, Hirtentäschel und Baldrian (Baldrian ist erwärmend und sollte daher nicht bei Hitzezeichen eingenommen werden). Um das Herz Qi zu stärken empfehle ich das warme Frühstück. Zum Beispiel mit gerösteten Haferflocken und Gojibeeren. Damit kommt der Körper in Schwung und bekommt ausreichend Energie.
Gekochte Mahlzeiten sind übrigens auch im Sommer die besten Energiespender. Mit erfrischenden Zutaten und leichten Kochmethoden unterstützen sie die Herzenergie. In meinen Kochkursen für ein gesundes Herz am 7.6. und am 7.7.2013 zeige ich Ihnen erfrischende Sommermenüs, die das Herz „aufgehen“ lassen. Im Vortrag Yoga und TCM Ernährung am 14.6.2013 erfahren Sie mehr zu diesem Thema und lernen Yogaübungen zur Unterstützung der Herzenergie kennen.