Wie wir uns und unsere Kinder richtig ernähren
Als ich das gleichnamige Buch von Dr. Maya Shetreat-Klein, einer Kinderneurologin aus New York las, entdeckte ich sehr viele Empfehlungen aus der TCM Ernährungslehre, die sie zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten bei Kindern als Therapie anwandte.
Dass der Darm mit seiner riesigen Oberfläche (fast 400 m²) und seiner Vielzahl an Nervenzellen, die direkt mit dem Gehirn vernetzt sind, eine große Rolle für unser geistiges und körperliches Wohlbefinden spielt, haben bereits viele WissenschaftlerInnen bestätigt.
In der chinesischen Medizin spielen die Verdauungsorgane, die als Funktionskreis Milz/Magen oder „die Mitte“ oder auch „Mittlerer Erwärmer“ bezeichnet werden, eine sehr wichtige Rolle in der Produktion von „Qi“, also unserer Lebensenergie.
Die Chinesen sagen: Eine schwache Milz ist die Wurzel aller Krankheiten. „Wer gesund altern will, sollte immer seine Milz stärken“. Heute weiß man, dass 70% unserer Immunzellen im Darm beheimatet sind.
Bei Babies und Kleinkindern muss sich eine gesunde Darmflora erst entwickeln, und daher müssen wir Kinder dabei unterstützen, dass sie eine „gesunde Mitte“ entwickeln können.
Wie entwickelt sich eine gesunde Mitte – TCM Ernährung für Kinder
Der mittlere Erwärmer benötigt vor allem warme, bekömmliche Mahlzeiten mit leicht süßlichem Geschmack. Der findet sich in Getreide, Gemüse, Obst, Fleisch, Milchprodukten, Eiern, Nüssen, Samen und Fetten.
Die Nahrungsmittelindustrie hat herausgefunden, dass bei Kindern der „Set-Point“ für den süßen Geschmack fast 3x so hoch liegt, wie bei Erwachsenen. Das heißt, Kinder empfinden extrem süße Frühstücksflocken, Snacks (Kindermilchschnitte!) und Süßigkeiten noch immer als wohlschmeckend, wenn Erwachsene, dieses Geschmackserlebnis bereits als widerlich einstufen. Da Zucker unser Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und Anspannungen harmonisiert, werden unserer Kinder mit der Zeit süchtig, nach immer höheren Dosen, dieses Geschmacks. Die Nahrungsmittelindustrie nützt diesen Umstand rücksichtslos aus, um ihre Gewinne zu steigern.
In der chinesischen Medizin schwächt Zucker den Funktionskreis Milz/Magen und führt zu Feuchtigkeitsansammlungen im Körper, die sich in Form von Übergewicht, Schleim, Neigung zu Infektionskrankheiten, häufigem Schnupfen, Bindegewebsschwäche, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen, Verdauungsbeschwerden und Nahrungsmittelunverträglichkeiten äußern.
Wie können Sie Ihr Kind an natürliche Süße gewöhnen?
Um eine gesunde Mitte zu entwickeln, braucht Ihr Kind regelmäßige, warme Mahlzeiten. Je nach Konstitution des Kindes sollten es 3 Hauptmahlzeiten und 2 kleine Zwischenmahlzeiten sein.
Starten Sie mit Ihrem Kind mit einem warmen Frühstück in den Tag, es wird Ihnen beiden guttun. Da Kinder vor allem durch Nachahmung lernen, sollten Sie mit gutem Vorbild vorangehen.
Kinder, die zu Kälte neigen, eher blass sind, oft unter Schnupfen und rinnender Nase leiden, profitieren vor allem von einem warmen Getreidebrei auf Basis von Haferflocken. Die Haferflocken werden angeröstet, um das Qi und Yang (Wärme & Energie ) im Körper zu stärken und in Wasser und/oder Milch, Mandelmilch, Reismilch oder Ähnlichem weichgekocht. Dieser Porridge kann mit Trockenfrüchten, frisch geriebenem Obst (Birnen und Äpfel eignen sich besonders gut), Nüssen, Sesamsamen etwas Zimt und Vanille ergänzt werden.
Kinder, die eher hitzig und unruhig sind, sollten statt Hafer einen Getreidebrei mit erfrischenden Getreidesorten, wie Dinkelgrieß, Weizengrieß, Hirse, Polenta oder Quinoa zu sich nehmen. Ein Grießbrei ist auch eine herrlich sättigende Abendmahlzeit, die Ihr Kind beruhigt und den gesunden Schlaf fördert.
Kinder, die in der Früh nichts Süßes mögen, haben vielleicht Lust auf eine Eierspeise, ein Omelette mit frischem Gemüse oder etwas Speck oder eine Suppe. Probieren Sie aus, was Sie und Ihr Kind in der Früh satt macht.
Das warme Frühstück liefert die notwendige Energie, um am Vormittag konzentriert und energiegeladen zu arbeiten.
Was schadet der Mitte ?
Der Funktionskreis Milz/Magen wird vor allem durch abkühlende und befeuchtende Nahrungsmittel belastet.
Darunter verstehen wir in der chinesischen Medizin Nahrungsmittel, die den Verdauungstrakt kühlen und damit Energie verbrauchen. Dazu gehören vor allem Südfrüchte, wie Bananen, Kiwi, Orangen roh oder als Saft. Auch viele Milchprodukte kühlen und verschleimen den kindlichen Organismus. Hier sind besonders Fruchtjoghurt, Fruchtzwerge, Eiscreme, süße Topfencremes oder Puddings zu erwähnen. Die Kombination von süß und abkühlenden Milchprodukten ist für den kindlichen Verdauungstrakt besonders fatal.
Obst sollte vor allem im Winter möglichst oft als Kompott oder Mus verzehrt werden, oder als Zutat in einem gekochten Getreidebrei. Rohkost wirkt abkühlend und ist vor allem für Kinder, die schnell unter Kälte leiden, zu schwer verdaulich. Geben Sie daher Ihrem Kind Rohkost eher im Sommer, in kleinen Mengen oder in Kombination mit warmen Mahlzeiten.
Ein weiteres Nahrungsmittel, das die Mitte schwächt ist, Weißmehl. Weizen wirkt in der chinesischen Ernährungslehre befeuchtend und erfrischend. In der Kombination mit Zucker und/oder Milchprodukten (Käse, Butter, Rahm, Obers) oder Wurst und Schinken wird dieser Effekt noch verstärkt. Daher führt ein Frühstück bestehend aus einer Semmel oder einem Stritzel mit Butter und Marmelade und Honig, sowie süßem Kakao aus Milch auf die Dauer zu einem Sumpf im „Mittleren Erwärmer“. Da diese Art der Nahrung im Darm nicht vollständig in Energie umgewandelt werden kann, macht sich die überschüssige Feuchtigkeit oft in Form von Erkältungskrankheiten in der Lunge bemerkbar, aber auch als Mittelohrentzündung oder in Form von Übergewicht.
Es ist ja so, dass immer die Dosis das Gift macht und Weizen ist als Lebensmittel sehr nährend, aber in der Fülle in der wir es zu uns nehmen, nämlich in Form von Nudeln, Kuchen, Gebäck, Pizza oder Strudelteigen ist es einfach zu nährend und schwächt damit unsere Verdauungskraft.
Denaturierte Nahrung und Industrie- und Fertigprodukte sind Qi leer und beeinflussen daher den Energiehaushalt negativ. Kinder reagieren besonders empfindlich auf Konservierungs-, Farb- und Aromastoffe, sowie Geschmacksverstärker (E620-625), wie Glutamat oder Hefeextrakt.
Bedenken Sie auch, dass konventionell erzeugtes Obst und Gemüse durch Pestizide und Schwermetalle stark belastet sein kann, und Fleisch und Fisch aus Massentierzucht durch Antibiotika und Hormone einen negativen Einfluss auf das Wachstum Ihrer Kinder haben kann. Daher empfehle ich so oft wie möglich Produkte aus biologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung zu kaufen und selbst zu kochen.
Wie erkenne ich eine schwache Mitte?
Neben den bereits oben erwähnten Beschwerden, macht sich eine schwache Mitte vor allem in Verdauungsbeschwerden bemerkbar. Wenn Ihr Kind unter Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Durchfällen oder häufigem Stuhl mit unverdauten Nahrungsresten leidet, ist der Funktionskreis Milz/Magen geschwächt. Denken Sie daran, dass Nahrungsmittel-unverträglichkeiten eine Ursache für diese Beschwerden sein könnten. Meist sind es Milch, glutenhältige Lebensmittel oder Fruktose, die die Beschwerden verursachen.
Es empfiehlt sich daher ein Ernährungstagebuch darüber zu führen und zu notieren, wie es Ihrem Kind nach den Mahlzeiten geht und welche Bestandteile darin waren. Reagiert Ihr Kind mit wiederkehrenden Beschwerden wie Ausschlägen, roten Pusteln, Atemproblemen, Asthma, Neurodermitis oder Migräne auf bestimmte Nahrungsmittel, sollten Sie mit einem Arzt abklären, ob eine Allergie oder Nahrungsmittelintoleranz vorliegt. Eine Vorlage für ein Ernährungsprotokoll finden Sie auf meiner Website zum Download.
Dr. Maya Shetreat-Klein beschreibt in Ihrem oben erwähnten Buch sehr eindrücklich wie die Beschwerden von Kindern mit Neurodermitis, Epilepsie, ADHS, Depressionen, Aggressionsschüben und Autismus durch eine Umstellung der Ernährung gelindert werden oder sogar zum Verschwinden gebracht werden können. Sie geht davon aus, dass ein Großteil dieser Erkrankungen mit dem Weglassen von Nahrungsmitteln (vor allem Milchprodukte, Zucker und glutenhältige Lebensmittel) sehr positiv beeinflusst werden kann.
Und hier schließt sich der Kreis. Die TCM hat schon vor 4000 Jahren festgehalten welche Lebensmittel uns nähren und welche uns schwächen. In meinem Seminar: TCM Ernährung für Kinder am 9.4.2016 erfahren Sie die Details, wie Sie Kinder mit der TCM gesund ernähren und ihre Verdauungsorgane stärken können.