Kreativ kochen, möglichst wenig verschwenden und gesund essen
Ich habe wieder mal den Kühlschrank ausgemistet und leider musste ich einige unschöne Entdeckungen machen. Reste in Gläschen, die vor sich hinschimmelten, Gummikarotten und anderes welkes Gemüse. Es macht mich immer traurig, wenn ich Lebensmittel wegwerfen muss.
Ich bemühe mich nach dem Prinzip der verfügbaren Mittel zu kochen und die Reste einzubauen und möglichst gut zu verwerten.
Dabei bin ich auf das Buch „Die Küche der Achtsamkeit“ von Taina Guedes gestoßen. Sie wurde vom japanischen Wort „Mottainai“ inspiriert, das aus dem Buddhismus kommt. Es bedeutet einerseits wiederverwenden und -verwerten, reduzieren und andererseits ist es auch eine Form seine Dankbarkeit zu zeigen.
Auf Essen bezogen, bedeutet es Lebensmittel mit Bedacht auszuwählen, möglichst wenig Abfall zu produzieren, vermeintliche Abfälle zu verwerten und die Gerichte den verfügbaren Zutaten anzupassen. Wer beim Kauf gleich überlegt, wie die Zutaten, die bei einem Gericht übrigbleiben, weiterverwendet werden können, braucht insgesamt weniger einzukaufen.
Das geht am besten mit frischem Obst und Gemüse aus biologischem Anbau.
Gemüsereste werden zu Suppe
Die müden und meist schon etwas weichen Gemüsereste verarbeite ich gerne zu immer neuen Cremesuppen.
So habe ich zum Beispiel letztes Jahr die sehr köstliche „Get well soon Suppe“ für ein Infektopfer aus meinen „Küchenmisfits“ gekocht.
Ich nehme ungefähr ein halbes Kilo Gemüsereste wie etwa Karotten, Rote Rüben, Kohlrabi, Brokkoli(strunk), Karfiol, Lauch, Süßkartoffeln, Kürbis, Sellerie. Alles was übriggeblieben ist und schon ein bisschen mitgenommen aussieht. Dann schaue ich in die Obstschüssel, was da so vor sich hintrocknet und reift. Äpfel, Birnen, Bananen, Mandarinen, etc.
Weiters sondiere ich den Vorrat an Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer und nun wähle ich eine Kombination, die mir harmonisch erscheint.
Dann überlege ich mir, in welche Richtung ich es würzen möchte. Eher orientalisch mit Kreuzkümmel, Koriander, Safran, Muskat oder mediterran mit Basilikum, Thymian oder Rosmarin oder eher indisch mit Curry, Kurkuma, Chili oder ähnlichem.
Die Suppe baue ich wie folgt auf: Pflanzenfett erhitzen, Zwiebel anrösten. Grob gewürfeltes Gemüse dazu und anbraten, je nach Geschmack auch Knoblauch oder Ingwer beifügen. Mit ca. 1 Liter Gemüsefond oder Wasser aufgießen und Gewürze beimengen. Wenn die Suppe recht cremig und dick werden soll ist es günstig eine Kartoffel oder eine Handvoll Linsen mitzukochen.
Etwa zehn Minuten, bevor das Gemüse durch ist, füge ich je nach Verfügbarkeit und kreativem Einfall Apfel, Birne, Zitronensaft, Orangensaft oder Kokosmilch hinzu und püriere alles anschließend. Danach noch abschmecken und mit frischen Kräutern garnieren.
Noch einfacher geht‘s mit dem Suppenkocher von ANDSOY. Es reicht, alle Zutaten grob zu zerkleinern und mit Wasser aufzugießen. Mit dem Programm 2 ist die herrlich fein pürierete Cremesuppe in einer halben Stunde fertig. Während die Suppe kocht, verwandelt man Gemüsereste in Gemüsechips und backt sie für ca. 40 Minuten mit etwas Olivenöl, Salz und Gewürzen bei ca 150°C im Rohr. Am besten gleich als Fingerfood verspeisen oder als Suppeneinlage genießen.
Besonders gut als Einlage eignen sich angeröstete schwarze Sesamsaat, Kürbiskerne, Maroni oder Mandelblättchen. Wer die Suppe reichhaltiger mag, fügt blättrig geschnittene Avocado, Sauerrahm oder Räucherfisch hinzu. Reste von Quinoa, Reis oder Nudeln lassen sich natürlich auch als Suppeneinage verwerten.
Apropos Getreidereste, die lassen sich in Kombination mit Eiern und Gemüseresten zu Bratlingen, Frittata oder Salaten transformieren.
In der Küche der Achtsamkeit habe ich noch viele weitere ausgezeichnete neue Verwertungsmöglichkeiten von Resten gefunden.
Da wäre zum Beispiel der Karottenkuchen aus Karottenresten und das Pesto aus dem Karottengrün. So kommt die ganze Pflanze zum Einsatz.
Überhaupt werden die Stängel und Blätter von Roten Rüben, Karotten, Mangold oder Kohlrabi viel zu schnell entsorgt. Wenn es sich um Bioware handelt, können die Stengel gebraten werden, wie etwa von Mangold und Roten Rüben und die Blätter kurz blanchiert werden. Sie eignen sich gut als Suppeneinlage und enthalten wertvolle Inhaltsstoffe.
Wer sich von Taina Guede inspirieren lässt, wird schnell merken, dass sich aus allem was noch essbar ist, etwas zaubern lässt.
Gemüseschalen:
Haben Sie schon von Marmelade aus Kartoffelschalen oder von Chutney aus Melonenschalen gehört? Die normalerweise im Biomüll entsorgten Teilen lassen sich wunderbar verwerten.
Bei Taina Guedes kommen die Schalen von Gurke, Karotte, Rettich und Zucchini als Salat auf den Tisch oder als Fülle in vegetarische Sushis.
Wer es weniger exotisch möchte, verwendet die Schalen von Karotten, Sellerie, Rüben, das Ende der Lauchzwiebeln oder die Petersilienstengel für einen Gemüsefond. Dieser kommt in Schraubgläser und wird bei der Herstellung eines Risottos, einer Suppe oder eines Eintopfes zum Aufgießen verwendet.
Altes Brot
Das Thema „altes Brot“ finde ich besonders spannend.
Überall wo viel Brot gegessen wird, gibt es jede Menge Brotverwertungsrezepte. Ich sammle in einem Küchenkastel Brotreste und lasse sie gut durchtrocknen, bis sie steinhart sind. Wann immer ich faschierte Laibchen, Fleischbällchen oder Serviettenknödel mache, oder Croutons für die Suppe brauche, werden sie zu neuem Leben erweckt. Das tolle daran ist, dass die Brotreste lange lagerfähig sind und nur etwas Flüssigkeit brauchen, um sich wieder zu regenerieren.
In allen Ländern gibt es dafür traditionelle Rezepte wie Ofenschlupfer oder Brotsuppe in Deutschland, oder Salmorejo und Gazpacho in Spanien. In Italien verwertet man altes Brot beispielsweise als Brotsalat oder in der Ribollita. Die Ribollita ist eine Restesuppe aus Gemüse und Bohnen mit Broteinlage, die nach dem Wiederaufwärmen noch besser schmeckt. Von einem Italiener habe ich gelernt, dass man die harte Rinde vom Parmesan keineswegs wegwirft, sondern in der Suppe mitkocht, was das Aroma verstärkt.
Bei uns gibt’s mit dem Scheiterhaufen und dem Semmelschmarrn auch einige süße Varianten zur Verwertung von Brotresten.
Marmeladereste
Was machen Sie mit den Marmeladegläsern oder Senfgläsern, wo gerade noch ein kleiner Rest drin ist? Bevor Sie sich ärgern, weil das Glas so pickt und im Geschirrspüler nicht sauber wird, machen Sie doch eine Salatmariande damit. Füllen Sie Zitronensaft oder Essig, etwas Olivenöl oder Kürbiskernöl, Salz und Pfeffer dazu und schütteln Sie alles ordentlich durch. So entsteht eine Emulsion, die Sie nur noch über den Salat gießen müssen.
Wenn Sie das nächste Mal in Ihren Kühlschrank schauen und müdes, welkes Gemüse vorfinden, verwandeln Sie es in knackige Gemüsechips, eine herrlich mollige Gemüsesuppe, einen indischen Eintopf oder einen Karotten-, kürbis- oder Zucchinikuchen.
Werden Sie kreativ, probieren Sie neue Kombinationen und genießen Sie überraschende Geschmackserlebnisse. Die besonders guten lohnt es sich natürlich aufzuschreiben. Ich freue mich sehr darüber, wenn Sie mit mir Ihre tollen neuen Kreationen teilen.